MUSEUM IM KULTURSPEICHER 04. MÄRZ 2011 – 20. MÄRZ 2011
NATÜRLICH GRÜN
ERLEBNISAUSSTELLUNG DER MUSEUMSPÄDAGOGIK IN ZUSAMMENARBEIT MIT DER WOLFFSKEEL-REALSCHULE WÜRZBURG DER LEOPOLD-SONNEMANN-REALSCHULE HÖCHBERG UND DEM DEUTSCHHAUS-GYMNASIUM WÜRZBURG
Im Frühling 2011 grünt es – nicht nur um den Kulturspeicher, sondern auch im Museum selbst:
In einer Ausstellung, die den Facettenreichtum der Städtischen Sammlung zeigt und darüber hinaus zum Mitmachen und selbst aktiv werden einlädt, dreht sich alles um die Farbe Grün: Wie entsteht diese Farbe? Welche Symbolik hat sie
in unserer Gesellschaft, welche in anderen Kulturen? Wie viele Grüntöne gibt es? Ist Grün eine warme oder eine kalte Farbe? Und schließlich: Wie haben Künstler diese Farbe verwendet?
Schüler dreier Würzburger Schulen haben sich in einzelnen Projekten mit diesen Fragen befasst und kreativ auf die künstlerischen Beispiele der Sammlung geantwortet. Die Ergebnisse sind vielseitig, überraschend und – Natürlich Grün!
Baum aus Fundstücken
– Natürliches aus Künstlichem –
– Vegetatives Wachstum aus Zivilisationsmüll –
Klassen 5b und 5c der Wolffskeel-Realschule Würzburg
Natürliche Materialien wie Stein, Holz, Glas, Ton … dienen den Künstlern seit jeher als künstlerische Mittel ihren Ideen Ausdruck zu verleihen. Und ebenso faszinieren auch deren bildhauerische Arbeiten aus Stein und Holz oder Plastiken aus Ton oder Bronze den Betrachter – sowohl aufgrund ihres Materialgehalts, als auch durch den handwerklichen Umgang.
Im 20. Jahrhundert scheint diese jahrhundertelange Tradition aus den
Angeln gehoben zu werden, neue Materialien kommen hinzu wie
Aluminium oder verschiedene Kunststoffe (Acrylglas, Polyester, Styropor…)
Zudem entstehen manche Plastiken nicht durch handwerkliches Können,
sondern durch Finden von Materialien und Zusammenfügen zu neuartigen und ungewöhnlichen visuellen Arrangements. Und damit taucht natürlich plötzlich die Frage auf, was ein Werk zum Kunstwerk macht…
Auf „Erkundungsreisen“ durch die Alltagswelt und Stöbern im Müll unseres täglichen Lebens wurden von den Schülern Gegenstände und Abfallprodukte gesammelt, die ihnen als Material und als Anregung für kreatives Arbeiten dienten. In Anlehnung an die Ausstellung „Natürlich Grün“ treffen in diesem Werk heterogene, vorgefundene und grüne Formen des Zivilisationsmülls auf eine grüne Form der Natur – einen Baum, das Symbol des Lebens.
Mit selektivem Blick forschten die Schüler und Schülerinnen in ihrer alltäglichen Umgebung nach Fundstücken, schulten ihre Wahrnehmung im Umgang mit Produkten des Zivilisationsmülls und entdeckten die industriell gestalteten Formen für sich neu.
Der ironischen Idee folgend, gestalten sie mit den künstlichen Produkten ein Abbild eines natürlichen Produkts. Sie nehmen die Abfallprodukte aus ihrem natürlichen Prozess heraus, der im nächsten „Lebensabschnitt“ des Gegenstandes wahrscheinlich eine Auflösung durch Verbrennung vorsieht (Müllverbrennung), oder eine Umformung durch Einschmelzung (Recycling) und geben ihnen durch die künstlerische Wiederverwertung die Chance erhalten zu bleiben, indem durch ihre Form ein natürlicher Gegenstand dargestellt wird.
Ein Mosaik aus bunten, farblich geordneten Plastikstücken breitet sich auf dem Boden aus , formiert sich und wächst zu einem homogenen Produkt der Natur, einem Baum.
Die Verwandlung geschieht durch den prozesshaften, lebendigen Vorgang des Zusammenfügens mehrerer Materialien. Dennoch bleibt die individuelle Form der einzelnen Abfallprodukte unverändert, sie werden nicht verformt oder durch handwerkliche Arbeit verfremdet, sodass die Formen komplett erhalten bleiben, so wie manche von ihnen schon im Vorfeld zufällig im Akt des Wegwerfens unkontrolliert und gedankenlos durch Zerreißen fragmentiert wurden.
Der Besucher hatte die Möglichkeit durch eigentätiges Hinzu- oder Wegnehmen, Vertauschen oder Überlagern der Einzelformen die zahlreichen Varianten und Aspekte der Form eines Baums mitzugestalten, ebenso wie auch in der Natur tausende Wachstumsmöglichkeiten von Bäumen zu finden sind.
Im lebendigen Dialog mit dem Kunstwerk darf der Betrachter zum Akteur und Mitgestalter werden, er kann in das Wachsen eingreifen, durch Anordnen und Zusammenstellen der Einzelteile, die ihre eigene „Natur“ behalten dürfen, um zur Natur zu werden.
Weitere Impressionen der Ausstellung: